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Schafft Nulldrei den Turnaround?
Mit dem ersten Landespokalsieg seit 2011 qualifizierte sich der SVB für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals und wird damit erstmals seit längerem wieder auf der überregionalen Fußballbühne präsent sein. In der Sonnabendnacht wurde die Begegnung mit dem Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg ausgelost. Trotz verschiedener Baustellen scheint Babelsberg 03 nach drei Jahren Konsolidierung vor einer nachhaltigen Trendwende zu stehen.
In der Regionalliga Nordost schloss das Team von Trainer Cem Efe auf Rang 6 ab. Nach Platz 14 und Platz 11 verbesserte sich die Equipe deutlich und kann inzwischen sowohl auswärts als auch zu Hause sowie in Hin- und Rückrunde stabile Leistungen abrufen. Auf 53 Punkte (13 Siege/ 14 Remis/ 7 Niederlagen) und eine positive Tordifferenz von plus 20 Treffern lässt sich aufbauen.
Ob der Trend fortgesetzt und mittelfristig - wie von Präses Archibald Horlitz angestrebt – ein Anlauf zum Staffelsieg genommen werden kann, hängt maßgeblich davon ab, ob der SVB die Abgänge wichtiger Stammkräfte kompensieren kann. Dass mit Leon Hellwig und Severin Mihm zwei wichtige Säulen im Team ihre auslaufenden Verträge nicht verlängerten, dürfte vorrangig am leistbaren Salär liegen. Doch die Ergänzung des Kaders birgt einige interessante Personalien, die womöglich das Zeug haben, die Leistungsträger der Vergangenheit vergessen zu machen. Mit Lukas Knechtel und Manuel Hoffmann kommen beispielsweise Akteure, die trotz jungen Alters schon erhebliche Regionalliga-Erfahrung sammeln konnten und sicher neue Akzente setzen werden. Ebensolches gilt für Apo Beyazit, Emre Stang oder Lio Salla, die bereits in der A-Jugend auf sich aufmerksam machten. Der sportlichen Leitung und dem Trainer-Team ist durchaus zuzutrauen, die personellen Wechsel nicht als Belastung, sondern als Herausforderung zu betrachten.
In der sportlichen Bewertung zu kurz kommen die herrausragenden Ergebnisse der Nachwuchsabteilung des SVB. Unter weiterhin schwierigen Bedingungen einschließlich Trainer-Wechsel hat die B-Jugend den erneuten Klassenerhalt in der Regionalliga realisiert. Die A-Jugend spielte eine starke Rückrunde und darf noch auf das Relegationsspiel zwischen den Staffelzweiten des Norden und des Nordostens hoffen. Die C-Jugend holte den Landesmeistertitel, die D-Jugend den Staffelsieg in der Landesliga West. U12 und U10 holten sich die Kreismeisterschaften ihrer jeweiligen Alterklassen. Auch bei den Mädchen und Frauen sowie bei der Zweeten und Dritten Männermannschaft wurden sehr gute Ergebnisse erzielt. Wünschenswert wäre es nunmehr, wenn die Verbände (DFB, NOFV, FLB) die hervorragende Arbeit anerkennen würden und schnellstens die Zertifizierung zum Nachwuchsleistungszentrum bestätigen. Angesichts des Abstiegs von Energie Cottbus in die Regionalliga und des weiterhin kaum konkurrenzfähigen Standorts Frankfurt/Oder muss es im Sinne des Leistungsfußballs endlich eine Honorierung des Standorts Potsdam-Babelsberg und einen Weg weg vom Cottbus-Zentrismus geben.
Während sich die sportliche Entwicklung auf einem guten Weg befindet, knirscht es noch immer auf der ökonomischen Seite. Zuletzt musste der Vorstand auf der ordentlichen Mitgliederversammlung einräumen, die Verpflichtungen aus dem früheren Kredit-Engagement der DKB nicht mehr vollumfänglich bedienen zu können. Allerdings machten die vorgestellten Bilanz-Kennziffern einen guten Eindruck und zeigen offensichtlich nachhaltig wirksame Fortschritte bei der wirtschaftlichen Konsolidierung. Unter anderem durch die Anpassung des Bugets für die erste Mannschaft und eine Neuaufstellung der Stadionbewirtschaftung einschließlich entsprechender Absprachen mit der Landeshauptstadt Potsdam konnten Aufwendungspositionen erheblich reduziert werden.
In der Mitgliederversammlung im Juni 2016 stellte Archibald Horlitz wichtige Kennziffern der letzten fünf Jahre vor, die nochmals das Ausmaß der Misswirtschaft unter der Verantwortung des damaligen Geschäftsführers Klaus Brüggemann, aber auch die Erfolge bei den Konsolidierungsbemühungen deutlich machten. Im letzten vollständigen Geschäftsjahr (2012) unter Drittligabedingungen produzierte der SVB bei einem Jahresumsatz von 2,8 Mio. Euro einen operativen Verlust von 1,1 Mio. Euro. Im letzten Geschäftsjahr 2015 stand einer Umsatzleistung von 1,8 Mio. Euro ein positives operatives Ergebnis von rund 200 TEuro gegenüber.
Neben den bereits genannten Faktoren (Kostensenkungen bei den Personalaufwendungen und Stadionbewirtschaftung) sind erfreulicherweise auch auf der Einnahmeseite teils erhebliche Verbesserungen zu verzeichnen. Zentrales Thema sind hier erhöhte Sponsoring-Beiträge. Ebenfalls positiv entwickeln sich die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Zuschüssen, allerdings besteht hier noch Steigerungspotential. Für manche Fans der sparsam erzogenen Fraktion ist es schon zu viel, den Verein durch Bierkonsum zu unterstützen, obwohl hier sicherlich erhebliche Ergebnisbeiträge zu erwarten wären. Jedenfalls brachte man sich zur Pokalfeier oder beim Public Viewing der EM bzw. der Pokalauslosung die erforderlichen Getränke mit.
Sollte es den Vereinsmitgliedern, Gremien und Fans gelingen, sich nicht in Scharmützeln rund um das Landespokalfinale auseinander dividieren zu lassen und die Finanzierungsbereitschaft, wie im Laufband auf www.babelsberg03.de nachzuverfolgen, weiterhin hoch zu halten, dürften Verhandlungen mit der Landeshautstadt Potsdam und der DKB erfolgreich zum Abschluss zu bringen sein. Wenn dann weiterhin mit Augenmaß und persönlicher Kontinuität gearbeitet wird, sind höhere Ziele mittelfristig nicht unrealistisch.

Wider alle herbeischwadronierten Rückrunden-Traumata bezwang der SVB am vergangenen Freitag die Gäste vom FSV Luckenwalde eindrucksvoll mit 6:1. Nach dem Halbzeit 1:0 durch einen Freistoß von Bilal Cubukcu schraubten Andis Shala, Matthias Steinborn (2), Leon Hellwig und Lauritz Schulze-Buschhoff das Ergebnis in kaum erinnerliche Höhen. Am kommenden Freitag gastiert der SVB in Nordhausen und könnte mit einem weiteren Dreier die Top 5 der Regionalliga noch stärker unter Druck setzen.
Die Regionalliga-Mannschaft des SVB beendete am Sonntag die Hinrunde mit einem respektablen siebten Platz. Zu Hause ist unsere Equipe ungeschlagen. Insgesamt musste lediglich eine Niederlage beim BAK quittiert werden. Die Spitzenteams aus Nordhausen, Jena, Zwickau und vom BFC konnten im Karli nicht gewinnen. Der Rückstand auf den Ersten der Tabelle, Wacker Nordhausen, beträgt zwar zehn Punkte. Doch dies ist kein Grund die Flinte ins Korn zu werfen. In der Rückrunde besteht ohne Zweifel die Möglichkeit, diesen Rückstand zu verkürzen. Die Fähigkeiten dazu hat unsere Mannschaft allemal. Wir wollen deshalb, dass der Verein die erste Mannschaft ins Trainingslager schickt, um bestmögliche Voraussetzungen für eine optimale sportliche Leistung in der Rückserie zu schaffen.
Dem erwartet schweren Gang stellte sich unsere Regionalliga-Equipe im Achtelfinale des Brandenburg-Pokals. Beim Spitzenreiter der Verbandsliga aus Brieselang spielte Nulldrei geduldig, verpasste es aber eine der zahlreichen Chancen frühzeitig zu nutzen. So blieb es Severin Mihm vorbehalten, in der Verlängerung das entscheidende Tor zu erzielen. Im Viertelfinale warten Energie Cottbus, die Regionalliga-Wettbewerber Luckenwalde und Rathenow sowie die Oberligisten aus Strausberg, Fürstenwalde. Außerdem haben sich Ludwigsfelde und Hohenleipisch für die Runde der besten acht qualifiziert.
Im Videointerview mit der Potsdamer Beigeordneten Elona Müller-Preinesberger hat Bernd Schröder, Trainerlegende bei Turbine Potsdam, die Vergabe des Nobelpreises an Babelsberg 03 für die Integrations-Initiative Welcome United vorgeschlagen. Soweit ist es noch nicht, aber immerhin wurde die Aktion jetzt durch das Magazin für Fußballkultur „Elf Freunde“ mit einem Sonderpreis bedacht.