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Funktionär mit Schulungsbedarf

Stephan Oberholz ist Richter am Leipziger Landgericht. Außerdem sitzt Oberholz dem Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV) vor. Jenes NOFV Organ hat den FC Energie nach den Vorkommnissen beim Brandenburg Derby im Karli zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro und einem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit verknackt. Der SV Babelsberg 03 wurde wegen „unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger“ mit einer Geldstrafe von 7.000 Euro belangt. Außerdem wurde für den Fall eines erneuten Abbrennens von Pyrotechnik der Ausschluss der Zuschauer bei einem Babelsberger Heimspiel angedroht.

FSV Zwickau vs. FSV Frankfurt

Stephan Oberholz durfte in der vergangenen Spielzeit ein sportrechtliches Verfahren gegen den FSV Zwickau führen. Gegenstand waren rassistische Beleidigungen des Spielers Shawn Barry des FSV Frankfurt durch Zwickauer Zuschauer. Die West-Sachsen hatten wieder mal nichts gehört oder gesehen und die Vorwürfe vehement abgestritten. Stattdessen wurde Barry der Lüge bezichtigt. Letztlich folgte Oberholzens Sportgericht dem Anklagevorwurf ohne Anhörung von Zeugen. Dass Oberholz auf eine zeitaufwendige Vernehmung der Zeugen verzichtete, mag prozess-ökonomische Gründe gehabt haben; vielleicht waren auch die Aussagen der Zeugen zu eindeutig; oder Oberholz wollte das Bloßstellen der teilweise rassistischen Fankultur in Sachsen verhindern, indem er auf die Zeugen verzichtete und den Zwickauern ein Einlenken nahelegte. Die Schwäne formulierten kein Eingeständnis, sondern rangen sich ein „Wir können nicht guten Gewissens ausschließen, dass der Spieler nicht beleidigt wurde“ (Jörg Schade, Bereichsleiter Spielbetrieb FSV Zwickau). Oberholz machte daraus bei seiner 13.000 Euro schweren Urteilsbegründung Folgendes: „Der FSV Zwickau hat für das Fehlverhalten einiger seiner Zuschauer die Verantwortung übernommen. Das hat ganz erheblich zur Strafmilderung beigetragen. […] Der Verein hat durch sein Verhalten versucht, ein Zeichen zu setzen und uns versichert, präventive Maßnahmen zu ergreifen“. Oberholz war sich in diesem Zusammenhang auch nicht zu schade, die vermeintlich unmissverständliche Haltung des Deutschen Fußball-Bundes im Falle rassistischer Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit darzulegen: „Der DFB duldet keine diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen auf seinen Sportplätzen. Da droht der Gesellschaft eine Gefahr, wenn so etwas auf der Bühne des Fußballs passiert“.

Babelsberg 03 vs. FSV Zwickau

Auch Babelsberg 03 hat wiederholt Bekanntschaft mit Stephan Oberholz als Vorsitzendem Richter des Sportgerichts des NOFV gemacht. Meist ging es um sogenanntes „unsportliches Verhalten“ im Zusammenhang mit dem Abbrennen von Pyrotechnik. Unter anderem verhandelte Oberholz aber auch die rassistischen Ausfälle des Zwickauer Trainers Ziegener und des damaligen Spielers Zimmermann beim Regionalliga-Punktspiel zwischen Nulldrei und dem FSV Zwickau im November 2015. Auch damals gab es jede Menge Zeugen, aber vielleicht war das Medieninteresse nicht so groß wie in der zweiten Liga beim FSV Frankfurt. Jedenfalls versuchte Oberholz die anwesenden Nulldrei-Vertreter förmlich zu überreden, einer Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldbuße zuzustimmen. Sein Interesse war eindeutig davon geleitet, die offenkundigen und teilweise auch eingestandenen Verfehlungen der Zwickauer nicht an die große Glocke zu hängen.

Babelsberg 03 vs. Energie Cottbus

Auch aktuell hat Stephan Oberholz wieder mit Babelsberg 03 zu tun. Diesmal geht es um „unsportliches Verhalten der Anhänger“ beim Spiel zwischen Babelsberg 03 und Energie Cottbus im April 2017. Der SVB hat in einer umfassenden Stellungnahme reagiert und Berufung gegen das Urteil eingelegt. Stutzig macht den aufmerksamen Leser, dass Richter Oberholz in seiner Begründung zum Urteil und zum Strafmaß gegen den SVB wie folgt ausführt: „Etwa ab der 15. Spielminute rief eine Person mit rotem Punkerhaarschnitt aus dem Babelsberger Fanblock in Richtung des Cottbusser Fanblockes: „Nazischweine raus.“ Hingegen gibt es trotz Verweis auf die Beurteilungsquellen (Zitat Urteilsbegründung: „Diese Feststellungen ergeben sich aus dem Schiedsrichtersonder- und dem NOFV- Sicherheitsbericht, den Stellungnahmen der beteiligten Vereine, soweit das Sportgericht diesen folgen konnte, sowie aus der Inaugenscheinnahme der TV-Bilder über die Vorfälle (u.a. RBB, YouTube, facebook)“) im Urteil gegen Babelsberg und auch im Urteil gegen Cottbus keinerlei Hinweise auf die bewussten und offenkundig gezielte Störung und Spielunterbrechung durch einen Platzsturm mit versuchtem Angriff gegen Babelsberger Zuschauer durch rechtsextreme Personen aus dem Umfeld der Cottbuser Fanszene. Kein sogenannter „Hitlergruß“, kein Slogan „Arbeit machtfrei – Babelsberg 03“, keine Rufe „Babelsberg 03 - Zecken, Zigeuner und Juden“ fanden Eingang in Oberholzens Sachdarstellung zur Begründung des Urteils gegen den FC Energie Cottbus. So als habe es all das nicht gegeben.

Nicht hören, nichts sehen, nichts sagen. Man wird den Eindruck nicht los, dass das Sportgericht um den Vorsitzenden Stephan Oberholz Nachholbedarf bei der Bewertung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hat. Der sächsische Richter und Multifunktionär ist übrigens auch stellvertretender Vorsitzender des DFB-Sportgerichts. Bei nächster Gelegenheit, zum Beispiel anlässlich einer der sicherlich folgenden Kampagnen gegen Rassismus und Diskriminierung, sollte der DFB Herrn Oberholz und seine Beisitzer mal zur Weiterbildung schicken!

Stephan Oberholz ist:

  • Vizepräsident des Sächsischem Fußballverbandes (Rechts- und Satzungsfragen)
  • Stellvertrender Vorsitzender des DFB-Sportgerichts
  • Vorsitzender des NOFV-Sportgerichts

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Das vierte Mal zu Null - Zwickau vs. Babelsberg 03 0:0

Werbung auf sächsisch: Baut das neue Stadion!Nach der blutleeren Vorstellung gegen Auerbach zum Auftakt 2014 im Karli zeigten die Nulldreier gegen Zwickau eine engagiertere Partie. Nach den Begegnungen gegen Lok Leipzig zum Saisonauftakt, dem 3:0  Erfolg in Auerbach und dem 2:0 Auswärtsdreier in Rathenow war es erst die vierte Begegnung der laufenden Spielzeit, bei der hinten die Null stand. Marvin Gladrow musste zwar einige brenzlige Situationen entschärfen, doch letztlich waren die Zwickauer nahezu ähnlich harmlos wie unsere Elf.

Aus Zuschauerperspektive bleibt festzuhalten...

03 hat Winterpause noch nicht beendet

Nulldrei vs. AuerbachNach fast drei Monaten war endlich die Zeit des Wartens vorbei. Alles sah nach einem herrlichen Fußballnachmittag aus. Bereits frühzeitig trafen sich die Ultras bei strahlender Sonne und Frühlingstemperaturen am Rathaus und auch der ein oder andere Spieler schlenderte gemütlich die Karli entlang in Richtung Stadion. Um es vorweg zu nehmen, es wurde ein herrlicher Fußballnachmittag für die mitgereisten Auerbach-Fans und den ein oder anderen Ich-freu-immer-wenn-Babelsberg-verliert-Anhänger wie Prof. Quatschnie oder Tribünenblick.

Nur aus Babelsberger Sicht gab es an diesem Tag leider wenig positives zu berichten. Dies zeigte sich bereits recht schnell beim betreten des Karlis. In einem verwaisten Gästeblock hatten sich ganze sechs Fans eingefunden.

Babelsberger Fussballlegende Heinz "Schupo" Tietz im Alter von 94 Jahren gestorben

Schupo Tietz 1950Das ABSEITS gedenkt Heinz „Schupo“ Tietz, der im Alter von 94 Jahren am 7.Februar 2014 in einem Lehniner Hospiz verstarb. Schupo zählte zu den herausragenden Persönlichkeiten der Babelsberger Fußballgeschichte, prägte lange Zeit als Kapitän das Gesicht der Oberligamannschaft und war nach seiner aktiven Laufbahn noch viele Jahre als Trainer aktiv.  Nachfolgend ein Artikel, den wir in den 90er Jahren nach einem Treffen mit ihm im ABSEITS veröffentlichten.

 

Nulldreier war er nie, der 1919 in Nowawes geborene Heinz Tietz. Sein erster Verein, dem er mit 10 Jahren beitrat war Concordia 06, der damalige kommunistische Verein, Rot-Sport genannt. Die bürgerlichen Nulldreier kamen nicht in Frage. „Mein Vater hätte mir in den Arsch getreten!“ so Tietz,: „so kam das gar nicht in Frage.“ Doch der Verein sollte nicht lange leben. Nach der Machtübernahme der Faschisten wurde Concordia 1933 verboten. Dennoch spielte man illegal einige Zeit weiter.

Klaus fühlt sich verfolgt

tl_files/Abseits/img/2014/w56xkLau$01.jpgAngesichts der katastrophalen Leistungsbilanz des Kochs aus Dortmund belegen Verlautbarungen wie „Ich bin der Verleumdungen müde“ in der MAZ vom 03.02.2014 eine höchst fragwürdige Selbstwahrnehmung. Das ehemalige Charlottenburger Präsidiumsmitglied bestätigte mit seiner von Selbstmitleid und Schuldzuweisungen strotzenden Anklage die während seiner Amtszeit zwischen August 2011 und März 2013 gesammelten Eindrücke.

Mit großen Vorschusslorbeeren und viel Tamtam trat Klaus im Sommer 2011 an. Mit seinem „hervorragenden Netzwerk“ wäre es kein Problem, Sponsoren für den Kiezverein mit der familiären Atmosphäre zu gewinnen. Der Berliner Zeitung diktierte Klaus Ende Juli 2011 entsprechend selbstbewusst in den Schreibblock: „Wir werden nicht lange mit nackter Brust auflaufen“. Er glaube, 300.000 Euro seien realistisch. Gegenüber der FUWO formulierte Klaus im Oktober 2011 gewohnt unbescheiden „Man wird in Babelsberg sicher keinen Bundesligisten etablieren können.

Wenn der Schieri Rot sieht

Fußball fesselt, entfacht Emotionen und Leidenschaft. Allzu oft kochen dabei die Emotionen nur zu hoch, nicht nur auf den Rängen, auch auf dem Platz. Damit die Mannschaften das Spiel in einem geordneten Rahmen über die Bühne bringen, wird es seit 1874 von einem Schiedsrichter geleitet und überwacht. Oft ist es jedoch der Unparteiische

Sibirien schlägt Heinersdorf und Empor

tl_files/Abseits/img/2014/140127_test_svb03_vs_heinersdorf.jpgAm ersten Winterwochenende des Jahres 2014 eröffnete Nulldrei die Testspielserie vor dem Rückrundenstart. Zu Gast auf dem Kunstrasenplatz im Karl-Liebknecht-Stadion waren am Sonnabend Heinersdorf (15:1 für den SVB) und am Sonntag Empor Berlin (1:0 für Babelsberg).  Auf dem seifigen Kunstrasenplatz glichen beide Spiele über weite Strecken eher einer Trainingseinheit im Eiskunstlauf. Dennoch gelangen in beiden Partien bei bescheidenem Publikumsinteresse gute Offensivaktionen. Leider verletzte sich Dominic Feber im Spiel gegen Empor aus Pankow bei einer mutigen Parade durch ein gestrecktes Bein des Gegners am Kopf und musste ins Krankenhaus. Die Abseits-Redaktion wünscht gute Besserung.

57 Spieler und ein Ball

„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“, behauptete einst Gary Lineker.
Sicherlich mag Englands Nationalspieler mit diesem Ausspruch vor einigen Jahrzehnten noch recht gehabt haben. Heutzutage ist die Sache nicht mehr so einfach.

Futbolistas: Fussball und Lateinamerika

Kaum ein Kontinent wird derart mit Fußball identifiziert wie Lateinamerika, der Herkunftsregion der größten Fußballstars aller Zeiten. Etwa Ronaldinho oder Pelé, über den Eduardo Galeano einmal sagte, er »spiele Fußball wie Gott, würde sich Letzterer ernsthaft dieser Angelegenheit widmen«.
Hiesige Vorstellungen schwanken zwischen der Idealisierung Lateinamerikas als Tropenparadies und der Verdammung als Hort der Korruption mit nicht funktionierenden Institutionen