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Alles anders, alles neu!
Mit der S-Bahn ging´s vom Bahnhof Babelsberg in die Mitte der Bundeshauptstadt. Die Dynamik der Entwicklung im früheren Niemandsland am Lehrter Bahnhof ist beeindruckend. Normalerweise lief man am Knast vorbei, doch diesmal wurde der neue Weg über den Sportpark Poststadion genutzt. Durchaus gelungen wurden die bisher eher versteckt liegenden Sportanlagen geöffnet und für Vereins- und Breitensport ergänzt. Zahlreiche Nulldreier fanden sich auf der altehrwürdigen Haupttribüne ein, um der gelben Sau ein Schnippchen zu schlagen. Außerdem waren Sichtverhältnisse und Versorgungslage des in der Kurve liegenden Gästeblocks bei den schwachen Ergebnissen der Vergangenheit doppelt schwer zu ertragen. Nach kurzer und freundlicher Kontrolle öffnete sich ein bisher ungekannter Blick auf den durchaus ansehnlichen Rasen der ehemals modernsten Sportstätte Berlins.
Alme Civa vertraute der Startelf aus dem sehenswerten, aber letztlich erfolglosen Spiel gegen Chemnitz und ließ wieder in 4-4-2 Formation agieren. Dafür waren die bisherigen Reservisten Reimann und Schulze nicht einmal im Kader. Bevor alle Nulldreier im Gästeblock ein Getränk ordern konnten, klingelte es bereits im Kasten der Gastgeber, und wie! Nach dem Anstoß für Nulldrei kombinierten sich Hoffmann und Danko auf links durch, den flach auf den ersten Pfosten vors Tor getretenen Ball verarbeitete Pieter-Marvin „Die Hacke“ Wolf mit eben jener am verdutzen Schlussmann der Berliner vorbei ins Netz. Erneut traf der erst 19jährige Pritzwalker Neuzugang mit einer Selbstverständlichkeit, die ihres gleichen sucht. Der BAK hatte gefühlt keine einzige Ballberührung in diesen 30 Sekunden.
Nun gut dachte sich der gemeine Nulldreier: „Im Poststadion hat eine Führung, wenn sie auch Seltenheitswert hat, nicht viel zu bedeuten.“ Jedoch nur zwei Zeigerdrehungen weiter klingelte es erneut: Diesmal war es wohl Wolf, der wieder nach schneller Kombination auf seinen Sturmpartner Nattermann vorlegte. Und ebenso wie Wolf vollendete der 25jährige eiskalt, indem er mit dem Außenrist an Torwächter Kühn vorbei einnetzte. Jubel im Gästeblock, Jubel bei der Mannschaft, Jubel auf der Haupttribüne.
Obwohl es schnell 2:0 für Nulldrei stand, sah man dem Kader des BAK seine Qualität an. Zunächst versuchten die Berliner mit sehr gut ausgebildeten Fußballern auf dem Platz die Partie zu beruhigen und sich zu sammeln. Dann bemühten sie sich im offensiven Zuschnitt. Vor allem der Kapitän, die letztjährige Neuentdeckung Tunay Deniz, wurde zum Dreh- und Angelpunkt, der versuchte, den bulligen Kargbo einzusetzen oder auf der Außenbahn den schnellen Mlynikowski anzuspielen. Letzterer stellte unseren rechten Verteidiger Masami Okada mehrfach vor schwierige Aufgaben, die der fleißige und einsatzstarke Schwarzschopf aber zunehmend besser löste. Und im Zentrum wehrten die aufmerksamen Uzelac und Saalbach alle Versuche ab.
So ging es zehn Minuten hin und her, Babelsberg spielte in Umkehrsituationen weiterhin schnell nach vorn. Dann stand der nächste Klasseauftritt auf der Agenda: Der erneut mit viel Tempo, Spielwitz und präzise Pässen agierende Hoffmann schickte Tobi Dombrowa auf die Reise und unser Youngster verwandelte mit gefühlvollem Lupfer aus 15 Meter über den herausstürzenden Kühn hinweg zum 3:0. Ungläubiges Stauen aller Orten. 16 Minute, drei Tore und eines schöner als das andere. Ersan Parlatan regierte und nahm erst den angeschlagenen Akyörük und dann den überforderten Aydin vom Platz.
Besserung für die Hausherren stellte sich dadurch nicht ein. Vielmehr waren Anzeichen von Frust und Resignation wahrnehmbar. Nachdem drei der offensiven Babelsberger getroffen hatten, spekulierte man auf der Haupttribüne über den vierten: Und so kam es, wie es an solchen Tagen kommt. Wolf und Dombrowa kombinierten sich mit Glück und Geschick durchs Zentrum, Tobi legte blind für Hoffmann auf und der schnelle Techniker vollendete mit straffem Schuss ins lange Eck.
Der Rest der Partie ist schnell erzählt. Bei Babelsberg war fast jeder Schuss ein Treffer, der BAK hingegen versiebte wenige, aber gute Gelegenheiten durch eigene Fehlleistung; so als ein zu kurz abgewehrter Ball von Gladrow einem BAKler vor de Füße fiel, dieser mit Vollspann durchaus stramm abzog, dabei aber direkt auf Gladrow zielte, der die Pille aus kurzer Distanz fast magnetisch festhielt. Wer nach dem Wechsel noch zweifelte, wurde schnell überzeugt. Eine unglaublich einfache, aber effektive Kombination von Danko und Hoffmann konnte der BAK nicht verteidigen. Hoffi nahm den Kopf hoch und brachte den Ball mit einer Selbstverständlichkeit flach vor den Kasten von Kühn, dass Nattermann keine Mühe hatte, zwischen zwei Verteidigern die Kelle hinzuhalten und zu seinem vierten Saisontreffer einzunattern.
Danach stellten die Gastgeber nahezu alle ernsthaften Offensivversuche ein und unsere in den schmucken blauen Trikots spielende Equipe kontrollierte die Partie. Alme Civa gab Ahmet Sagat und dem lange verletzten Leo Koch Spielpraxis. Und schließlich durfte auch Last-Minute-Transfer Ivo Thomas seine erste Visitenkarte abgeben. Zunächst reichte es nur für eine gelbe Karte, aber am Ball deutete der Offensiv-Allrounder seine Fähigkeiten bereits an.
Mit großem Jubel feierten die ca. 300 mitgereisten Babelsberger ihre Mannschaft und traten nach einem denkwürdigen Tag den Heimweg nach Babelsberg an. Wer die Partie verpasst hat, darf sich auf NulldreiTV freuen. Bleibt zu hoffen, dass unsere Mannschaft das Erfolgserlebnis richtig einordnet und die nächsten Aufgaben mit gleicher Motivation, Konzentration, Spielfreude und Laufbereitschaft angeht. Auch das nächste Spiel gegen den Tabellenzweiten beginnt bekanntlich bei 0:0.