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Fußball-Strukturreform: Ich habs zwar nicht gelesen, aber ich finde es trotzdem doof!

Max Eberl von Borussia Mönchengladbach hat das Thesenpapier von Union Berlin für eine Strukturreform des deutschen Fußballs etwas merkwürdig kommentiert. Er habe das Papier zwar nicht gelesen, aber es sei „eher kontraproduktiv, wenn alle Vereine einzelne Positionspapiere rausschicken. Ich denke, dass wir uns viel lieber zusammen Gedanken machen sollten.“ Auch Michael Zorc von Borussia Dortmund und Ralf Rangnick von RB Leipzig kritisierten die vorgeschlagenen Maßnahmen. Gut, bei Rangnick wundert man sich nicht, bei Zorc schon eher. Insgesamt wäre es aber doch überaus wünschenswert, wenn die Bundesliga-Verantwortlichen die Anregungen ihrer Köpenicker Kollegen ernsthaft zur Kenntnis nehmen würden. Die reflexhafte Ablehnung auch nur einer inhaltlichen Auseinandersetzung spricht dafür, dass der Status Quo der „Wohlhabenden“ erhalten und zementiert werden soll.

Die mächtige DFL hatte bei ihrem Reformvorschlag ausschließlich Gremien beleuchtet, aber keinerlei inhaltliche Auseinandersetzung dargelegt. Statt den Fußball als integriertes Angebot mit einem gemeinsamen Wertekanon für alle Partizipationsgruppen (Vereine, Profis, Amateure, Nachwuchs, Fans etc.) zu festigen und zu entwickeln, werden die Egoismen der jeweiligen Vereine und Ligen bedient. Und natürlich haben dabei die erste und die zweite Liga den unmittelbaren Zugriff. Keine Liga soll über eine andere Liga entscheiden, heißt es bei der DFL. Denkt man diesen Ansatz konsequent zu Ende, kommt als Nächstes: Kein Verein soll über den anderen entscheiden. Das wäre das Ende der Solidargemeinschaft Fußball. Das System ist auf maximalen Egoismus der Vereine ausgelegt. Veränderungen sind unerwünscht. Da passt auch Susi Zorcs Einlassung: „Grundsätzlich finde ich die Strukturen, wie sie momentan sind, erhaltenswert“, sagte der 56-Jährige auf einer Pressekonferenz des BVB.

Symtome, Ursachen und Maßnahmen

Die Gedanken der Unioner gehen da in eine gänzlich andere Richtung und sie legen eine systemische und integrierte Betrachtung zugrunde. Bereits die Ausgangsthesen, die strukturelle Defizite aufgreifen, dürften bei den Verbands- und Liga-Funktionären Widerspruch auslösen. Der 1. FCU unterstellt krisenhafte Symptome im deutschen Profifußball, als da wären:

* fehlende Konkurrenz beim wichtigsten nationalen Wettbewerb, der Deutschen Meisterschaft

* frühzeitiges Scheitern der Bundesliga-Vertreter in den europäischen Clubwettbewerben

* zunehmende Entfremdung zwischen wichtigen Interessengruppen

Nach Belegen für diese Thesen muss man nicht lange suchen: Die Bayern sind sechs Mal in Folge mit teils exorbitantem Vorsprung Deutscher Meister geworden. In den europäischen Wettbewerben schafften es die deutschen Vertreter zuletzt nur noch selten in die jeweiligen Endspiele. Teilweise scheiterten Bundesliga-Vertreter bereits in den Gruppenspielen an vermeintlichen Underdogs. Die Fans kündigten den Dialog mit DFB und DFL.

Fußball-Grundsatz: Wettbewerb und Teilhabe

Union Berlin stellt den vorgenannten Symptomen der Krise zwei Grundsatz-Thesen entgegen, wie diese Krisensymptome hinsichtlich ihrer Ursachen behandelt werden sollten. In den Mittelpunkt stellt Union dabei zwei Prinzipien: 1. Die Aufrechterhaltung und Stärkung des Wettbewerbsprinzips und 2. die Verbesserung der Teilhabechancen aller am Fußball-Erlebnis beteiligten Gruppen, insbesondere der Fans.

Beide Thesen nehmen Grundsatzfragen in den Blick, die auch in anderen Zusammenhängen bereits diskutiert wurden. Das Wettbewerbsprinzip mit dem sportmoralischen Imperativ „Meister müssen aufsteigen“ wurde bereits in der Debatte um die Regionalliga-Reform eingeführt. Der DFB drückte sich mit seiner Übergangslösung vor einer Entscheidung. Seitdem ruht der See still. Und auch beim Thema Fans und Sicherheit hat Union Berlin im Jahr 2012 Stellung bezogen und die Teilnahme am sogenannten Sicherheitsgipfel verweigert, weil u.a. die Drohung mit der Abschaffung der Stehplätze keinerlei konstruktive Auseinandersetzung mit den Fans ermöglicht, sondern Kommunikation vielmehr verhindert

In den Mittelpunkt stellen die Berliner die Stärkung des Wettbewerbsgedankens und die Einbindung der Fans als relevante Akteure. Die Thesen des 1. FC Union Berlin:

a) Ein stufenloser nationaler Wettbewerb aller deutschen Profivereine erhält die Popularität des Fußballs in Deutschland und stärkt seine internationale Wettbewerbsfähigkeit.

b) Viele verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen tragen zur Faszination des Fußballs bei und verleihen ihm gesellschaftliche Relevanz. Teilhabe und Mitbestimmung aller Akteure im Fußball sichern die angemessene Wertschätzung und Berücksichtigung der verschiedenen Positionen

 

Zu beiden Thesen gibt es umfangreiche Maßnahmenpakete:

Maßnahmenpaket zu These a)

Maßnahme 1: Organisation und Vermarktung aller drei Profiligen (Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga) unter dem Dach der DFL

Maßnahme 2: Aufstockung der drei Profiligen auf jeweils 20 Teilnehmer

Maßnahme 3: 2. Bundesliga / 3. Liga / Regionalligen: direkter Aufstieg aller Meister / Play-offs mehrerer Mannschaften um den Aufstieg bzw. Klassenerhalt

Maßnahme 4: Festlegung von Obergrenzen von Gehaltsetats und Begrenzung der Anzahl von Leihspielern pro Verein

Maßnahme 5: Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende, stufenlose Verteilung der Vermarktungserlöse

Maßnahme 6: Drastische Erhöhung der bisherigen Ausbildungsentschädigungen

Maßnahme 7: Professionalisierung des Schiedsrichterwesens und der Sportgerichtsbarkeit

 

Maßnahmenpaket zu These b)

Maßnahme 1: Vertreter aller Interessengruppen in den Gremien der DFL

Maßnahme 2: Fokussierung auf das Stadionerlebnis

Maßnahme 3: Beibehaltung der 50+1 Regel

Fazit: Danke, Union!

Man möchte sagen: Endlich! Endlich hat ein Verein die Traute abseits der Besitzstandswahrung Probleme klar anzusprechen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Sicherlich sind die Maßnahmenvorschläge in unterschiedlicher Konkretisierung noch nicht abschließend durchdekliniert. Aber beispielsweise die Anregung, die Dritte Liga in den Wirkungskreis der DFL einzubeziehen, liegt von ihren Rahmenbedingungen her (Zuschauer, Popularität, Professionalisierungsgrad etc.) fast auf der Hand. Auch die Aufstockung der ersten beiden Liga auf je 20 Vereine ist nachvollziehbar begründet. Die reflexhafte Abwehr durch Eberl und Zorc ohne konkrete Begründung zeigt nur zu deutlich die allgemeine Haltung der Besitzstandswahrung.

Mit der These zum direkten Aufstieg aller Meister hat Union die schon im Reformvorschlag der Regionalliga-West-Vereine unter Führung von Rot-Weiß Essen von 2015 vertretene Haltung des sportmoralischen Prinzips „Meister müssen aufsteigen!“ als zentrale Wertvorstellung und Markenzeichen des deutschen Fußballs (beispielsweise auch im Gegensatz zum US-amerikanischen System) aufgegriffen. Weitergehend könnte hier die Ligen-Pyramide  und die noch ausstehende Regionalliga-Reform ausgeführt werden. Einige Kommentatoren haben die anschließenden Play-Off-Spiele im Sinne einer Spielrunde mit mehreren Mannschaften aufgegriffen und auf die damit verbundene Saisonverlängerung hingewiesen. Hier liegt aber möglicherweise ein (absichtliche?) Missverständnis vor. Play-Off-Spiele können im bisherigen Modus (Relegation bzw. Promotion) realisiert werden.

Schwierig dürfte die Forderung nach Gehaltsobergrenzen und Begrenzung von Leihspielern zu realisieren sein, da hier mit Vertragsfreiheit und Arbeitsrecht zentrale Rechtsbereiche außerhalb der Verbände betroffen sind. Dennoch ist es bei immer stärker die Lebenswirklichkeit „normaler“ Menschen verlassender Gehaltsdimensionen ein wichtiger Ansatzpunkt.

Ob die Maßnahmenvorschläge eine Priorisierung beinhalten, hat Union nicht ausgeführt. Der Vorschlag einer stufenlosen Verteilung der zur Verfügung stehenden Fernsehgeld-Einnahmen an die Vereine ist unter Nr. 5 gelistet. Vermutlich sind sich die Unioner bewusst, dass sie damit ans „Eingemachte“ gehen. Auch hier gab es unmittelbar Kommentare, die den eigentlichen Inhalt verfälschten und die Autoren diskreditierten: Von Gleichmacherei war die Rede. Dabei heißt stufenlos nicht gleich, sondern vielmehr gleitend. Kaum ein Verein wird die an der Platzierung orientierte Verteilung der Einnahmen abschaffen wollen. Unter dem Gesichtspunkt des Wettbewerbs ist aber eine gleichmäßigere Staffelung sowohl innerhalb der Liga als auch liga-übergreifend von 1. Bundesliga mindestens bis zur Dritten Liga absolut notwendig, will man die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität dauerhaft erhalten.

Während die letzte These die Professionalisierung des Schiedsrichterwesens ebenfalls auf der Hand liegt, mag man über These 6 streiten: Letztlich würde mit der drastischen Anhebung der Ausbildungsentschädigungen – was auch immer das bedeutet – ein Transfer von oben nach unten stattfinden, der einerseits den Nachwuchskickern und andererseits den ausbildenden Vereinen zugute kommen würde.

Die allgemein gehaltenen Maßnahmen zur Verbesserung der Teilhabe am Fußball fassen ein Thema an, das ohne Zweifel kritisch diskutiert werden sollte. Befürchtungen, Krawallbrüdern und Selbstdarstellern, von denen es in den Fußballfanszenen jede Menge gibt, eine weitere Bühne zu bieten, sind nicht ganz unberechtigt. Dennoch sollten auch diese Maßnahme-Vorschläge vorbehaltlos und offen diskutiert werden.

Insgesamt ist das Thesenpapier des 1. FC Union Berlin ein wohltuend fundierter Gedankenanstoß, der seitens der Vereine dringend aufgegriffen und in die Diskussion um Reformen bei DFB, DFL, Ligastruktur und Wettbewerb getragen werden sollte. Erforderlich ist eine offene Debatte, die die Probleme auf der Ebene der Ursachen und nicht der Symptome behandelt und die das sportliche Wettbewerbsprinzip und die Teilhabe aller Akteure in den Mittelpunkt stellt. Danke, FCU!

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Einkehrschwung beim Roten Hirsch

Blauer Himmel, Sonnenschein!Traditionell gehört Jena zu den angenehmen Zielorten auf der Fußball-Auswärtskarte der SVB-Fans. So verwunderte es wenig, dass bereits am Sonnabend ganze Heerscharen Nulldreier durch die abendliche Stadt des Lichts wandelten und das Janaer Nachtleben erkundeten.

Wir starteten nach Marktbesuch und Frühstück in Babelsberg. Nach Inbesitznahme unseres wunderschönen Nachtquartiers folgte der erste Einkehrschwung beim Roten Hirschen. Dieses Traditionslokal hatte es uns bereits bei vorhergehenden Aufenthalten angetan.

Dead Bull verleiht Flügel

Mit diesem (oder so ähnlich) Werbeslogan wirbt ein österreichischer Getränkekonzern für seinen Energy-Drink aus Taurin und Zuckerwasser. Laut Herstellerangaben soll dieser Drink angeblich eine belebende Wirkung sowie leistungssteigernde Eigenschaften besitzen und insbesondere Sportler zu neuen Höchstleitungen beflügeln.

Derbysieg! Zuckersüß! 4:3!

Viel Arbeit an der Anzeigetafel

Anno dazumal war es regelmäßig eine Freude, bei der Reserve auf der Sandscholle vorbeizuschauen. Doch in dieser Spielzeit lief es kaum rund in heimischen Gefilden. Erst ein Pünktchen stand bis Sonnabend auf der Habenseite. Und ausgerechnet im Derby gegen Werder gelang nun endlich der erste Dreier!

Jahrelang unterhielt Thomas Leek als Trainer der NULLDREI-Reserve mit seiner emotionalen Art das Publikum auf der Sandscholle. Doch seit letztem Sommer steht der Ur-Babelsberger in Werder unter Vertrag.

Gut gespielt, knapp verrissen / Babelsberg 03 unterliegt Unions Reserve 1:3

Eisern NulldreiMit einem couragierten Auftritt spielte sich unsere Elf am Freitagabend vor erneut guter Kulisse im Karli ins Herz der Zuschauer. Nach einem Auftakt nach Maß für Babelsberg wiesen die Gäste aus Köpenick ihre Qualität nach, hatten aber gegen einen starken Babelsberger Auftritt am Ende etwas mehr Glück als Verstand und einen zugegebenermaßen starken Keeper auf ihrer Seite.

Nulldrei hatte am Freitagabend bei nicht immer angenehmen äußeren Bedingungen den besseren Start erwischt. Ohne Tata Makangu und Dennis

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen: Halberstadt vs. Babelsberg 03 1:2

Die fragmentierte HalberstadtMan könnte fast schon über eine Serie sprechen: Babelsberg gewann gegen Halberstadt das zweite Spiel in Folge. Zum dritten Mal blieb unsere Equipe unbesiegt. Wenn auch die beiden Treffer von Maxi Zimmer etwas glücklich zustande kamen, zeigte unsere Mannschaft erneut Willen und Stabilität im Kampf um den Klassenerhalt. Auf die einfachen Dinge des Fußballs wird es auch am kommenden Freitag ankommen, wenn Union Berlin im Karli zu Gast sein wird.

Der erste Heimpunkt: Babelsberg 03 U23 vs. Schöneiche 3:3

Nulldrei U23 vs. Schöneiche 3:3Man kann sich freuen, man kann sich ärgern. Man kann aber auch feststellen, die U23 lebt. Nach einem Spiel mit vielen Wendungen musste die Reserve letztlich mit einem Punkt zufrieden sein. Die 3:2 Führung gab unsere U23 gegen den nächsten Pokalgegner der ersten Mannschaft leider noch aus der Hand.

Der Knoten ist geplatzt! Babelsberg 03 vs. BAK 07 2:1

Jubelnde Nordkurve: Mannschaft und Fans bei der Welle!Große Freude, aber auch Erleichterung herrschte im schönsten Stadion dieser Welt am vergangenen Freitagabend. Unsere Equipe kehrte endlich in die Erfolgsspur zurück und bezwang den BAK unter Flutlicht im heimischen Karli mit 2:1.

Die vergangenen Wochen waren hart: Drei Monate Winterpause hatten die fußballhungrigen Babelsberger Zuschauer quasi nach dem Besuch im Karli lechzen lassen.

"Sport im Osten" statt "Sportplatz"

SportplatzBereits Ende der 90er Jahre war bei Nulldrei-Spielen ein Transparent mit der Aufschrift: „ Kegeln, Reiten, Haareföne – keiner will mehr Einwurf sehen!“, zu sehen.
Mittlerweile hat die Sendung „Sportplatz“ die Nachfolge von „Einwurf“ übernommen und kümmert sich nach wie vor um die Vereine der 1. und 2. Bundesliga. Da wird alles nochmal aufgewärmt und auseinanderklabüsert, was es auf zig anderen Sender schon besser und aktueller zu sehen gab. Vereine ab der 3.Liga abwärts werden, wenn überhaupt, nur wörtlich erwähnt.
Das es auch anders geht, zeigt der MDR mit seiner Sendung „Sport im Osten“. Hier wird ausführlich über die Vereine Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringen berichtet.
Als Babelsberg Fan war und ist man froh, wenn es gegen einen Verein aus der Region geht, so ist ein TV-Bericht dann sicher.
Natürlich, so argumentiert man, gibt es beim „Sportplatz“ auch andere Sportarten, die behandelt werden. Das allerdings meist stiefmütterlich. Das Gros geht an Hertha, Energie, Union und Turbine.
Das ist zu wenig. Als Nulldrei-Fans unterstützen wir daher die Petition „RBB-Sendung "Sportplatz" zugunsten "Sport im Osten" einsparen“.

          >>zur Petition