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Daniel Frahn zum SVB?

Angreifer in Aktion: Frahn beim AbschlussDie Fakten scheinen simpel: Daniel Frahn absolvierte in seiner Laufbahn fast 250 Drittligaspiele (Dritte Liga und Regionalliga Nord) und schoss dabei mehr als 130 Tore. Er stieg mit seinen Vereinen (SVB, RBL, CFC) mehrfach auf, holte insgesamt viermal die Torjägerkanone seiner jeweiligen Meisterschaftsstaffel. Er ist schnell, abschlussstark und körperlich robust. Durch seine Herkunft aus Potsdam und seine erfolgreiche Zeit im Karli, als er unter anderem 2009/10 als Torschützenkönig mit 29 Treffern in 32 Spielen maßgeblich zum Aufstieg in die Dritte Liga beitrug, verbindet ihn und viele Zuschauer eine gemeinsame Identität. Die Eckdaten sprechen also - auch angesichts der derzeitigen Flaute im Babelsberger Angriffsspiel - für sich: Wenn man Daniel Frahn für ein Comeback am Babelsberger Park gewinnen könnte, sollte man das tun!

Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille: Daniel Frahn wechselte 2010 nach seinem größten Erfolg mit Babelsberg gegen 150 TEuro zum umstrittenen Brauseclub aus Leipzig. Beim euphemistisch „Rasenballsport“ genannten Retorten-Verein des Softdrink-Giganten „Red Bull“ avancierte er zum Mannschaftskapitän. Fünf Jahre blieb er der Heldenstadt treu und wurde erst nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga aussortiert. Es folgte anschließend ein unglückliches halbes Jahr in Heidenheim. Seit Januar 2016 stand Frahn in Chemnitz unter Vertrag.

Auch beim damaligen Drittligisten in Karl-Marx-Stadt wurde Frahn umgehend Leistungsträger und glänzte als Torjäger und Vorbereiter. Obwohl er 2017/18 erneut 13 Treffer in Liga 3 erzielte, meldete Chemnitz Insolvenz an und stieg in die Regionalliga ab. Als im Frühjahr 2019 der führende Chemnitzer Hooligan der 1990er und 2000er Jahre und bekennende Rechtsextremist Thomas Haller mit enger Verbandelung in die CFC Fanszene und mutmaßlich auch den Verein verstarb, huldigten ihm Teile der Zuschauer beim Spiel gegen Altglienicke mit einer Trauerzeremonie. Frahn präsentierte beim 4:4 nach seinem Tor ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hooligans“, das offenkundig dem Verstorbenen gewidmet war.

Hang zur Symbolik - Daniel Frahn vor der Babelsberg GegengeradeEs folgte eine Welle der Empörung, von der wegen seiner Exposition auch Daniel Frahn erfasst wurde. Wenige Tage später nahm Frahn wie folgt Stellung „Als aller erstes möchte ich klarstellen, dass ich KEIN Sympathisant eines Neo-Nazis bin! Auch teile ich diese politische Einstellung NICHT und trage auch keine rechten Gedanken in mir. Das Shirt, dass ich hoch gehalten habe, diente nicht dazu, ein politisches Statement zu setzen. Mir war auch nicht bewusst, dass dieses Shirt so tief in der Neo-Nazi Szene verankert ist. Dafür möchte ich mich aufrichtig und ehrlich entschuldigen. Ich stehe für Respekt, Offenheit, Meinungsfreiheit und Toleranz. Viele meiner Freunde kommen aus den verschiedensten Ländern dieser Welt und vor allem meine Familie mit Migrationshintergründen - Tante, Cousins und deren Familie - liebe ich über alles! Ihr sollt wissen, und die die mich kennen wissen das, ich bin KEIN Nazi und werde es auch NIE sein!“

Der CFC belegte Frahn mit einer Geldstrafe. Der NOFV sperrte ihn für vier Meisterschaftsspiele, wovon zwei Spiele zur zwölfmonatigen Bewährung ausgesetzt wurden. Zudem verhängte der Verband gegen den damals 31jährigen eine Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro.

Chemnitz kehrte nach einem Jahr Regionalliga in die dritte Spielklasse zurück und Trainer Bergner machte Frahn erneut zum Kapitän. Als Frahn beim Auswärtsspiel in Halle verletzungsbedingt nicht im Kader war, wurde er im Gästeblock gesichtet. Er hielt sich dabei im Umfeld von Personen auf, die einem rechtsextremen Teil der Chemnitzer Fanszene zuzurechnen sein sollen. Außerdem soll er mit einigen dieser Personen auch die Fahrt nach Halle angetreten haben.

Der CFC bewertete Frahns Verhalten als „offenkundig zur Schau gestellten Sympathie zu führenden Köpfen […] rechts gesinnte[r] Gruppierung[en]“ und damit als „massiv vereinsschädigend“. In der Folge kündigte der CFC den Vertrag mit Frahn fristlos. Der Verein verbreitete sich darüber hinaus wie folgt: „Wir wissen jetzt sicher, dass es die falsche Entscheidung war, ihm nach seinen Unschuldsbeteuerungen seiner eigens zu verantwortenden Aktion am 9. März 2019 [Spiel vs. Altglienicke, T-Shirt-Präsentation „Suport your local Hooligans“) weiter das Vertrauen zu schenken. Seine Reue damals war eine Farce.“

Der fristlosen Kündigung folgte eine arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung, die die Kammer zugunsten Frahns entschied. Nach Argumentation der den Fußballer vertretenden Juristen sei „Herr Frahn […] ein sympathischer sportlicher Leistungsträger und mit dem Herzen beim Verein“. Zwar sei Frahn mit den Personen zusammen im Stadion gewesen, habe aber keine Kenntnis von deren Gesinnung. Außerdem habe es sich um eine private Angelegenheit gehandelt und der Verein habe kein Kontaktverbot mit dem betreffenden Personenkreis ausgesprochen. Die Freie Presse kolportierte eine durch die Rechtsvertreter geäußerte Forderung von 240.000 Euro für eine vorzeitige Auflösung des Vertragsverhältnisses.

Das Gericht erklärte die fristlose Kündigung des Stürmers für ungültig. Zwar sei es keine private Angelegenheit, wenn ein Fußballer sich bei einem Auswärtsspiel im Gästeblock aufhält, aber der Verein hätte Frahn nicht deutlich genug klar gemacht, dass ein fortwährender Kontakt mit dem betreffenden Personenkreis sein Vertragsverhältnis mit dem CFC in Frage stellt. Außerdem habe der Verein insofern nicht stringent gehandelt, als einzelne Personen, mit denen Frahn in Halle im Gästeblock stand, bei der Meisterfeier im Mai 2019 in der Mannschaftskabine zugegen gewesen seien und dort den Aufstieg gemeinsam mit der Mannschaft gefeiert hätten. Das Gericht beauflagte den Verein, den nunmehr 32jährigen Potsdamer bis zu dessen Vertragsende im Juni 2021 weiter zu beschäftigen. Wenig später erklärte der Verein, dass er Berufung einlegen wird. Daniel Frahn war seit der Verhandlung weiterhin vom Trainings- und Spielbetrieb beim CFC ausgeschlossen.

Zwischenzeitlich hatte sich Frahn erneut über soziale Netzwerke öffentlich geäußert und sich dabei gegen die Unterstellung verwehrt, „als Sympathisant von rechtsradikalen Gruppierungen dargestellt oder mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht zu werden“.

Er schreibt u.a. weiter „In meiner Zeit in Chemnitz, Leipzig, Babelsberg war ich immer sehr nah an den Fans - dort hab ich viele engagierte, weltoffene Menschen, Mitspieler und Freunde kennen lernen dürfen, dies darf nicht von einzelnen Gruppierungen kaputt gemacht werden. […] Politische Diskriminierungen schaden sowohl massiv dem Verein als auch dem Ansehen der Stadt Chemnitz, unterlasst diesen Schwachsinn. Rassismus, Antisemitismus und jede andere Form von Ausgrenzung verurteile ich aufs Äußerste!“

Seit einiger Zeit hält sich Daniel Frahn in Babelsberg fit. Hin und wieder sieht man ihn durch den Babelsberger Park laufen. Auch ein örtliches Fitness-Studio sucht er auf.

Frahn & FriendsAls der CFC vor eineinhalb Jahren in Babelsberg gastierte, zitierte ihn die MAZ: „Ich kann nichts schlechtes über Nulldrei sagen. Ich hatte hier eine sehr gute Zeit und verfolge den Weg des Vereins ganz genau. Viele meiner Kumpels, mit denen ich als Kind im Stadion war, haben eine Dauerkarte.“ Schon damals wollte Frahn eine Rückkehr an den Babelsberger Park nicht ausschließen: „Das wäre natürlich schon eine feine Sache.“ Im Rückspiel gegen Babelsberg im Dezember 2018 in Chemnitz traf Frahn gegen Nulldrei doppelt. „Ich habe vorher in den Block geguckt, dort standen viele meiner Freunde. Wir hatten vor dem 1:0 kurzen Blickkontakt. Ich komme aus Babelsberg, hatte mit dem SV eine erfolgreiche Zeit. Deshalb habe ich es mir verkniffen, das Trikot vom Leib zu reißen und groß zu jubeln.“ wurde Frahn bei tag24 zitiert. Der Freundeskreis dürfte sich mutmaßlich im Wesentlichen aus der als „Sparsam erzogen“ bekannten Gruppierung rekrutieren, die sich selbst im erlebnisorientierten Segment der Babelsberger Fanszene verortet.

Nun hat Daniel Frahn selbst bekannt gegeben, dass er sich mit dem CFC rechtzeitig vor Transferschluss auf eine  Auflösung seines Vertrages geeinigt hat. Mit seiner Vita dürfte Daniel Frahn für viele Vereine bis zur Dritten Liga interessant sein. Mit seiner sportlichen Qualität und seiner Erfahrung kann er im richtigen Umfeld sehr wahrscheinlich erneut knipsen. Doch wer möchte sich das bei der Vorgeschichte antun?

Torschützenkönig Frahn 2010In Babelsberg gibt es sicher mehr als eine Wahrnehmung von Daniel Frahn: Da ist der Torjäger, der den SVB mit sensationellen Leistungen in die Dritte Liga schoss und der auch im Kampf gegen den Abstieg helfen könnte. Wahrscheinlich würde er seine Mitspieler um eine paar Prozentpunkte besser machen. Und da ist der Kumpel aus alten Tagen mit Neigung zum Männerbündischen und Faszination für erlebnisorientierte Kampfsportler. Und da ist da der unreflektierte Fußball-Profi, der die Tragweite seines Handelns offenkundig nicht einschätzen kann.

Daniel Frahn trainiert seit Wochen am Babelsberg Park mit. Eine Verpflichtung scheint nach Auflösung seines Vertrages beim CFC und angesichts der Offensivflaute beim SVB denkbar. Wie er neben Tom Nattermann ins System passen könnte, müsste wohl Predrag Uzelac beurteilen. Allerdings vermittelt die im Raum stehende Viertelmillion Euro für eine Laufzeit bis Juni 2021 eine Vorstellung vom bisherigen Drittliga-Salär beim CFC. Ob Daniel Frahn sich aus dieser Höhe in die Niederungen der Regionalliga-Tarife begeben würde, steht in den Sternen. Wenn jedoch eine Verpflichtung nicht darstellbar wäre, welchen Zweck hätte dann seine bisherige Trainingsbeteiligung erfüllt?

Und dann bleibt da die moralische Frage: Der SVB hat sich mit der Kampagne „Nazis raus aus den Stadien“ und weiteren Aktivitäten klar positioniert. Wie will man nun vermitteln, dass ausgerechnet Daniel Frahn sich im Mannschaftstraining des SVB fit hält, geschweige den unter Vertrag genommen wird? Die sonst in gesellschaftlich relevanten Themen so mitteilsamen SVB-Funktionäre sehen hier bisher offenkundig keinen Redebedarf. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht…

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Ist es Dummheit oder Willkür oder beides?

Schaut man sich die Entscheidungen der Fußballverbände der letzten Wochen und Monate an, sind Zweifel am Sachverstand der handelnden Funktionäre überaus angebracht. Die damalige Strukturreform der Regionalligen einschließlich der unsäglichen Einführung der Qualifikationsspiele zur Dritten Liga wird gegen jedes Sachargument mit teils abenteuerlichen Behauptungen verteidigt. Die sportfremde Aushebelung des Prinzips „Meister müssen aufsteigen“ scheint die Funktionäre nicht anzufechten.

Derby-Sieg im Karli

Brandenburg Derby: SVB vs. FCE 2:1Das Rückspiel gegen Energie Cottbus zeigte wieder einmal, welchen Unterhaltungswert Fußball im Karli haben kann. In einer spannenden Partie hatte der SVB schließlich das bessere Ende auf dem Platz für sich. Andis Shala und Apo Beyazit in der Nachspielzeit besorgten die Treffer zum 2:1 Heim-Erfolg für Nulldrei. Der Equipe gelang der Einstieg in einen versöhnlichen Saisonabschluss mit vier Dreiern in Folge. Hätten die Blau-Weißen alle Spiele so ernst genommen wie die Begegnung mit den Lausitzern, wäre in der Meisterschaft mehr möglich gewesen.

Eine Episode ist zu Ende

Cem Efe beim Trainingsauftakt 2016/17Vier Jahre lang betreute Cem Efe die erste Mannschaft des SVB als verantwortlicher Trainer in der Regionalliga. Nun hat Cem Efe festgestellt: „Ich habe andere Ziele.“ Das ist in gewisser Weise ebenso erfreulich wie erstaunlich. Im Frühjahr 2015 verlängerte der gebürtige Berliner unter deutlich schwierigeren Vorzeichen seinen Vertrag am Babelsberger Park und erklärte: „Nach Babelsberg gibt es nicht viel, was reizvoll für mich ist.“

Vielleicht fehlten dem gebürtigen Berliner, der 2001/02 als Spieler 14 Zweitliga-Partien für den SVB absolvierte und dabei zwei Tore erzielte, die richtigen Worte zum Abschied. Jedenfalls wirkten die Aussagen des 38jährigen merkwürdig distanziert und irgendwie fremd. Dennoch stimmt die Bilanz und wie es scheint, wird sich der dreifache Familienvater nun erstmal seinem Nachwuchs widmen.

EWP Sponsoring vor Neuordnung

SVB 2016_17Kürzlich teilten die Stadtwerke Potsdam GmbH (SWP) auf Anfrage von Potsdamer Medien mit, dass Sponsoring-Leistungen der SWP Tochter Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) an die drei größeren Leistungssportvereine SC Potsdam, Turbine Potsdam und Babelsberg 03 neu verteilt werden. Insgesamt werden durch den Stadtkonzern und seine Energieversorger-Tochter – ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Energieversorger E.DIS - jährlich rund 750.000 Euro für Werbemaßnahmen im Sport und in der Kultur ausgegeben. Außerdem würden vermehrt Anfragen auf Förderung aus den Bereichen Soziales und Umwelt gestellt, denen man zukünftig gerecht werden wolle.

Sandscholle adé - Willkommen in Rehbrücke?!

Ehrentribüne Sandscholle, Fertigstellung 2010Die Babelsberger Traditionssportstätte Sandscholle – Heimstätte der Babelsberger Nachwuchsabteilung - soll zugunsten eines neuen Grundschulstandortes geschliffen werden. Die Fehleinschätzungen der Stadtpolitik zur Bevölkerungsentwicklung und die verfehlte Strategie, Haushaltsdefizite vergangener Jahre durch Verkauf kommunaler Immobilien zu decken, werden nun zum teuren Bumerang. Leidtragende sind Vereins- und Freizeitsportler in Babelsberg. Jammern hilft jedoch nicht – es gilt das Beste aus der Situation zu machen.

 

Rasenballsport feiert neuen Rekord

Keine 3 Monate in der 1. Bundesliga und schon jetzt hat Rasenballsport Leipzig einiges an neuen Rekorden aufzuweisen. Als Aufsteiger Tabellenführer zu sein, dies kann jedem mal passieren, aber das nach einer Live-Übertragung die Einschaltqoute mit 0,00 Millionen Zuschauern angegeben wird, das hatte bislang noch kein Verein geschafft.

Saisonstart geglückt

DFB-Pokal: Babelsberg vs. SC FreiburgNach fünf Meisterschaftspartien platziert sich der SVB in der Regionalligatabelle mit neun Punkten auf Rang 7. Dem Meisterschaftsdämpfer in Jena (0:3) und dem klaren Pokalaus gegen den Bundesligisten SC Freiburg (0:4) folgte eine starke Reaktion der Elf von Cem Efe. Im Pokal gegen Kolkwitz (4:0) und in der Meisterschaft gegen Lok Leipzig (2:0) kam man zu jeweils klaren Erfolgen. Die gegenüber der Vorsaison punktuell veränderte Mannschaft überzeugt fußballerisch und physisch. Gelingt es auf dem Teppich zu bleiben und Konzentrationsmängel abzustellen, ist ein Vorrücken in die Spitzengruppe der Regionalliga-Staffel Nordost möglich.

Erster Test auf der Wrangelritze

Hansa 07 vs. SVB 03Bereits in den beiden vorangegangenen Spielzeiten startete der SVB sein Testspielprogramm auf dem Kreuzberger Sportplatz Wrangelritze mit einem freundschaftlichen Vergleich gegen den Berliner Bezirksligisten Hansa 07. Zum Einsatz kamen nahezu alle Spieler des SVB.