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Der mediale Supergau: Ingo Kahlisch, Detlef Braune und die RBB Sportredaktion

Abstiegskampf sieht anders aus.Mehr oder weniger skurrile Wahrnehmungsstörungen prägten das vergangene Punktspiel zwischen unserer Babelsberger Elf und den Optikern aus Rathenow. Während sich die Zuschauer auf der Gegengerade vor allen Dingen mit den jährlich wiederkehrenden Erdbienen beschäftigten, brannten die Aktiven auf dem Platz wahrlich kein fußballerisches Feuerwerk ab.

Die erste Halbzeit prägte unsere Mannschaft das Spiel und hatte den Gegner jederzeit unter Kontrolle. Was fehlte, waren die klaren Torchancen. Nicht aufgeklärt wurde die Frage, warum nicht der in Leipzig erfolgreiche „Tata“ Makangu zum Einsatz kam. Für ihn stürmte erneut glücklos Dennis Lemke. Dafür stabilisierte Sascha Rode die Defensive auf der Sechser-Position gemeinsam mit dem wie immer Laufstarken Lovro Sindik.

Von Rathenow war im ersten Abschnitt nichts zu sehen. Für eine Mannschaft die ums Überleben kämpft, zeigte Rathenow erstaunlich wenig Engagement. Dies änderte sich auch im zweiten Abschnitt jedenfalls nicht nachhaltig. Vielmehr war bei unseren Babelsbergern ein gewisser Spannungsabfall wahrnehmbar. Ob dies an den Wechseln lag oder an der englischen Woche, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass am Ende ein Konkurrent um die Nichtabstiegsplätze auf Distanz gehalten wurde. Platz fünf liegt nur drei Punkte entfernt.

Ingo Kahlisch erklärt die Welt.In der Pressekonferenz nach dem Spiel hatten die unvermeidlichen Ingo Kahlisch und Detlef Braune ihre großen Auftritte. Der Rathenower Alleskönner hatte ja schon unter der Woche mit der merkwürdigen Aussage irritiert, in Babelsberg wären nur noch Zugezogene am Start, da hätte er keine Beziehung. Während der Pressekonferenz nach dem Spiel zog er über einige Konkurrenten in der Liga her.

Zunächst skizzierte Kahlisch die Hoffnung, Leipzig überholen zu können. Bei einem Aufstieg von Neustrelitz könnte der vorletzte Platz für den Klassenverbleib ausreichen. Sodann formulierte Kahlisch wie folgt:

„Wir bleiben bei unserem Weg: Leistungsorientierter Amateurfußball. Ohne Schulden. Ohne alles. Denn das wird ja einfach nirgendwo geachtet. Ob Babelsberg, Plauen, Halberstadt. Überall diese Halbprofitruppen. Jeder hat eine große Klappe und kein Geld in der Tasche. Und dann wird hier gegrient, wenn wir hier spielen. Die Jungs gehen morgen wieder arbeiten. Und da muss man auch mal Respekt davor haben.“

Humor ist wenn man trotzdem lacht...Mit dem Respekt scheint es bei Ingo Kahlisch auch nicht weit her zu sein. Als ob er nicht wüsste, dass vor der laufenden Spielzeit der SVB-Etat radikal zusammengekürzt wurde. In Babelsberg gehen die Spieler derzeit genauso arbeiten wie in den meisten Mannschaften der Regionalliga. Zu empfehlen ist dem Rathenower Trainer mal die Lektüre der NULLDREI-Stadionzeitung des SVB. Respektvoller kann man die Leistungen der Optiker aus Rathenow wohl kaum würdigen. Die Redaktion - übrigens obwohl dies kein Qualitätsmerkmal ist, ohne einen Zugezogenen - formulierte bei der gewohnt lesenswerten Gastvorstellung wie folgt:

Und dann gibt es ja noch den Fußballsportverein Optik. Zweifelsohne ist unser heutiger Gegner für das Lieblingswort der NULLDREI-Redaktion verantwortlich: Filmstädter – okeh, Saalestädter – naja, Vorharzer – nicht schlecht. Aber erst bei der Wortschöpfung Optometrist geht jedem NULLDREI-Schreiberling das Herz auf. Der Ober-Optometrist schlechthin ist zweifelsohne Ingo Kahlisch. Der Babelsberger, seit mittlerweile 25 Jahren bei Optik Rathenow, ist nicht nur Geschäftsführer, Trainer und manchmal auch „Mädchen für Alles“. Nein, Ingo Kahlisch ist Optik Rathenow – gefühlt zumindest. Durch eine Knieverletzung gezwungen, die Töppen frühzeitig an den Nagel zu hängen, wurde Kahlisch Ende der 1980er Jahre Trainer in Luckenwalde. Anfang 1989 lockten die Optischen Werke Kahlisch nach Rathenow. Mit der Wende zerfiel der Betrieb, die Fußballer wanderten ab, Geld für neue war nicht da. Trotz aller Widrigkeiten stieg Kahlisch mit seiner Mannschaft in den frühen Neunzigern dreimal auf, so dass sich der Verein 1994 in der Regionalliga Nordost wieder fand, der damals dritthöchsten Spielklasse. Endlich durfte Optik Rathenow, das früher unter dem Namen Motor vergeblich versucht hatte, bis in die DDR-Oberliga aufzusteigen, sich mit Carl Zeiss Jena, Union Berlin oder Rot-Weiß Erfurt messen. Auch der Abstieg in die Oberliga 1995/96 und der bittere Gang in die Verbandsliga zehn Jahre später ficht Mister Optik Rathenow nicht an. Mit Bodenständigkeit und Sinn für das Machbare haben die Westhavelländer als Dritter der Oberliga 2011/12 mit der Rückkehr in die nun viertklassige Regionalliga ein kleines Fußballwunder vollbracht. Ebenso überraschend erscheint der elfte Rang aus der Vorsaison. Denn bei Optik ist der Taler schmal. Mit 300 Euro Aufwandsentschädigung und einer Fahrkarte sind die Spieler dabei und gezwungen, neben dem Fußball einer anderen Beschäftigung nachzugehen. Und das ist so gewollt. „Die Spieler sollen auch ohne Fußball ein Auskommen haben“. Rathenow hat sich so zum Auffangbecken für junge Fußballer gemausert, die den Sprung in den Männerbereich beim Charlottenburger Erstligisten oder Union Berlin verpasst haben. Nicht umsonst meinte Kahlisch nach dem überraschenden 2:1-Erfolg über Herthas U23 am vergangenen Wochenende: "Heute hat Hertha IV gegen Hertha II gewonnen!". Damit wären wir in der Gegenwart angekommen. Und die sieht bei unseren Gästen zumindest im sportlichen Bereich nicht rosig aus. Nach überragendem Saisonstart mit Siegen gegen Neustrelitz, Nordhausen und Meuselwitz brachte die 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FCM am sechsten Spieltag die Wende. Der Erfolg gegen Hertha war seither der erste Dreier, den die Kahlisch-Elf einfahren konnte. Damit sind die Optometristen seit drei Spieltagen Tabellenletzter. Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt mittlerweile acht Punkte. Als Gründe für diese Entwicklung führt der Trainer unzureichende Abstimmung im Abwehrverbund an. Zudem seien auch immer wieder Ausfälle zu beklagen. Sollte Optik Rathenow den Klassenerhalt nicht mehr gelingen, wird „hier keiner erschossen“, so Kahlisch. „Für uns ist die Regionalliga wie Champions League.“ – Recht hat er!

Als wäre der Auftritt Kahlischs nicht schon peinlich genug gewesen, folgte nun der fast schon legendäre Detlef Braune. Er verriss die Babelsberger Leistung derart, dass selbst Ingo Kahlisch fragend frotzelte, wie viel vom Spiel Braune gesehen hätte. Nicht zu rechnen war hingegen mit Braunes Feststellung, dass von einem Tabellenletzten, der ums Überleben ringt, mehr Kampf und Leidenschaft auf den Rasen zu erwarten gewesen wäre.

Sportplatz oder der Höhepunkt der Sportberichterstattung.Damit wären wir schließlich beim medialen Höhepunkt: Am Sonntagabend berichtete tatsächlich die beliebtestes Sportsendung im Deutschen Fernsehen, der „Sportplatz“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg über das Havelland-Derby. Schon der Einstieg eine Farce: „Hier sehen sie den absolut gelassenen Trainer des Tabellenletzten Optik Rathenow, dort sehen sie den nervösen Trainer des Gastgebers Babelsberg, der im Mittelfeld platziert ist.“ Man fragt sich wirklich, welche Drogen bei der RBB Sportredaktion im Umlauf sind. Der weitere Bericht zeigte sich als eine Aneinanderreihung von Behauptungen und Interpretationen… Man kann nur auf die laufende Petition verweisen: https://www.openpetition.de/petition/online/rbb-sendung-sportplatz-zugunsten-sport-im-osten-einsparen

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Der Rasen Teppich im Karli

Mittagsmagazin im Karli mit Greenkeeper Andi ProbaDas Karl-Liebknecht-Stadion und der Rasen auf dem Hauptplatz war nicht immer eine Liebesbeziehung. In früheren Jahren gab es heftigen Streit über die Qualität und die Pflege des Geläufs. Doch das hat sich Dank akribischer Arbeit deutlich verändert. Der DFB veranstaltet das U19 DFB Pokalfinale seit mehreren Jahren im Karli, auch wegen der Qualität des Rasenplatzes. Jetzt hat das Mittagsmagazin des ZDF beim langjährigen Greenkeeper Andi Proba nachgefragt…

Was macht eigentlich …?

Der frühere Babelsberger Torwächter Norman Becker hat kürzlich den Job des Torwart Trainers beim Liga-Konkurrenten Hallescher FC übernommen. Becker war 2005/06 für den SVB in der NOFV Oberliga aktiv und absolvierte 10 Spiele. Seinen ersten Einsatz hatte er am 19.11.2005 im legendären Derby gegen Union Berlin im Karli, als Babelsberg die Eisernen nach Rückstand zum zweiten Mal nach 2001 sensationell mit 3:2 bezwang.

Was macht eigentlich …?

... der ehemalige Babelsberger Laurin von Piechowski unterschreibt bei Lok Leipzig. Der mittlerweile 30jährige Berliner wechselt aus dem saarländischen Homburg an die Pleiße. 2013 beförderte Cem Efe den Innenverteidiger aus der U19 des SVB in den Regionalliga-Kader. Laurin entwickelte sich in 96 Einsätzen für Babelsberg zur Regionalliga-Stammkraft und wechselte 2017 nach Chemnitz in die Dritte Liga. Über die Stationen Rödinghausen, Elversberg und Homburg sammelte er diverse Meistertitel und Pokale und landete nun nach einem durchwachsenen Jahr mit einigen Verletzungssorgen in Leipzig.

Was macht eigentlich …?

Christian Groß von Werder Bremen beendet seine aktive Laufbahn. Der 35jährige Defensiv-Spezialist absolvierte nochmals 20 Bundesliga-Spiele und kommt damit auf insgesamt 83 Einsätze im Oberhaus. Sein Bundesliga-Debüt feierte er als 30jähriger im September 2019.

Für Babelsberg 03 absolvierte Christian Groß von Juli 2011 bis Mai 2013 50 Drittliga-Partien und ein Spiel im DFB Pokal 2011 gegen den MSV Duisburg, in dem er sich leider eine schwere Knieverletzung zuzog.

Am 18. Mai 2024 absolvierte er gegen den VfL Bochum sein letztes Bundesligaspiel und wurde im Bremer Weserstadion verabschiedet. Ab Herbst 2024 wird Christian Groß für den deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen in der Scouting-Abteilung tätig sein.

Eine erfreuliche Saison. Doch Fragen bleiben offen!

Die Regionalliga Nordost biegt auf die Zielgerade ein und der SVB ist immer noch bei der Musik dabei. Derzeit platziert sich die Mannschaft von Trainer Markus Zschiesche auf Rang 4 und hat noch ein Nachholspiel beim ZFC Meuselwitz in der Hinterhand. Ohne die Partie beim ZFC beträgt der Rückstand auf Greifswald 12 Punkte, auf den BFC 10 Punkte und bei gleicher Spielanzahl acht Zähler auf Cottbus. Die Rückrundenpartie daheim gegen die Lausitzer steht noch aus und Cottbus muss noch gegen die beiden Topteams ran. Es gibt also keinen Grund, die Flinte ins Korn zu schmeißen, da insgesamt noch neun Spiele zu absolvieren und mithin 27 Punkte zu vergeben sind. Wer will schon Vierter werden?!

Olli Kragl mischt Serie D auf

Nach einer Odyssee durch die italienischen Ligen hat Oliver Kragl im sizilianischen Trapani das Glück wiedergefunden. Der frühere Nulldreier (35 Drittliga-Spiele 2012/13, 3 Tore) kam im Sommer 2023 an die Westspitze der Mittelmeer-Insel und knüpfte an längst vergangene Leistungen an.

 

Ein spannendes Frühjahr

tl_files/Abseits/img/2024/240207_ohne_amateure_keine_profis.jpgNachdem der SVB zuletzt dreimal in Folge Platz 10 bzw. 11 der Regionalliga Nordost erreichte, macht sich nach der Hinrunde 2023/24 Euphorie im Babelsberger Kiez breit. Nach siebzehn absolvierten Spielen liegt das Team vom Babelsberger Park auf Platz 5 in Reichweite zur Tabellenspitze. Der erste Greifswald ist zwar neun Punkte entfernt, hat aber schon drei Spiele mehr ausgetragen. Auch Cottbus und der BFC, die in der Spitzengruppe platziert sind und unbedingt Meister werden wollen, müssen noch am Babelsberger Park aufdribbeln.

Lok Sportplatz erhalten! Spekulation verhindern!

Der Sportverein Lok Potsdam nutzt den Sportplatz Berliner Straße seit 1951. Das Bundeseisenbahnvermögen beabsichtigt, das Grundstück im Höchstgebotsverfahren zu verkaufen. Der Verkauf würde dem Sportverein seine Heimat nehmen und der Potsdamer Sportfamilie eine weitere traditionsreiche Sportstätte entziehen.

Das Höchstgebotsverfahren muss gestoppt werden: Hier gehts zur Petition!