Archiv
Von Brauseköpfen und Mischbatterien
Man erlebt ja allerlei Verrücktheiten auf den Fußballplätzen dieser Republik. In Erfurt gibt es keine Thüringer Bratwurst, im Münchner Stadion an der Grünwalder Straße entschuldigt sich der Wirt, dass er (leider) nur alkoholfreie Getränke ausschenken darf, wenn Ostmannschaften zu Gast sind. Und in Neustrelitz gibt’s bei der Halbzeit-Lotterie Armaturen für die Sanierung des heimischen Badezimmers. Ein Brausekopf für die erfrischende Dusche oder eine Batterie für die laue Mischung. Da kommt Freude auf.
Der Ausflug ins Mecklenburgische ist Anlass weitere Merkwürdigkeiten zu beleuchten. Ohne Zweifel zählt die TSG seit Jahren zu den sympathischeren Vereinen Nordostdeutschlands. Die Mecklenburger wirtschaften skandalfrei und haben sich Respekt erarbeitet.
Seit Saisonbeginn treibt allerdings Thomas Brdaric sein Unwesen am Zierker See. Der gebürtige Nürtinger war schon während seiner aktiven Kariere nicht unbedingt ein Sympathieträger. Frank Rost bezeichnete ihn einmal als unbeliebtesten Spieler der Bundesliga. Nun ja, einer muss es ja schließlich sein. Nach Stationen als Sportdirektor in Minsk und Taschkent (Klaus Brüggemann lässt grüßen) übernahm Brdaric zu Saisonbeginn Neustrelitz. Nach ohne Zweifel beeindruckender Performance gab der ehemalige Auswahlspieler kürzlich seinen Abschied aus Neustrelitz bekannt. Zwei Tage später kam die Kehrtwende. Er wollte mit seiner Ankündigung, den Verein zu verlassen, lediglich die Stadtvertreter für mehr Engagement begeistern. Wieder zwei Tage später gab Brdaric beim MDR zu Protokoll, der FC Magdeburg hätte ein Vertragsangebot ohne Angabe von Gründen zurückgezogen. Unglaubwürdiger kann man sich nicht präsentieren. Wie auch immer in Neustrelitz es weiter geht: Die Abseits-Redaktion lehnt sich aus dem Fenster und prophezeit kein gutes Ende.
Am Spieltag gab sich die TSG früher familiär und gastfreundlich. Statt netter Opas in Warnweste hat man allerdings nunmehr den Ordnungsdienst auf Drittliga-Niveau befördert und offensichtlich die örtliche Türsteher-, Rocker- oder Kampfsportszene, vielleicht auch alle zusammen - so groß ist Neustrelitz schließlich nicht - verpflichtet. Stiernackige Tätowierte, denen man freiwillig kaum die Hand geben würde, dürfen nun also die ohnehin nutzlose Abtastprozedur durchführen. Irgendwie erregt es Ekel. Doch damit nicht genug, denn 90 Minuten hat man die Typen am Spielfeldrand vor Augen.
Ebenso wenig trägt die Unmenge an Sondereinsatzkräften der mecklenburgischen Landespolizei zum freundlichen Fußballerlebnis bei. Würde man diese aufdringliche Präsenz nicht nach langen Jahren als Auswärtsfahrer kennen, würde man von einem Anti-Terror-Einsatz ausgehen. Glücklicher weise kam es aber nicht zum Atomwaffen-Einsatz, auch wenn dieser von den Nulldrei-Fans lautstark gefordert wurde.
Sportlich hatte der Ausflug an die mecklenburgische Seenplatte übrigens wenig Erkenntniszuwachs zu bieten. Erneut zeigte sich unser Elf zwar willig, riss aber letztlich keine Bäume aus. Offensiv ging kaum etwas. Und defensiv glichen die individuellen Fehler und das zögerliche Verhalten nahezu einer Einladung an die Gastgeber, Tore zu schießen. Der bereits im Hinspiel wahrnehmbare Leistungsunterschied war auch im Parkstadion unübersehbar.
Trotz der widrigen Umstände lohnte sich der Ausflug: Gutes Wetter, eine interessante Stadtanlage, kaltes Bier, nette Nulldreier im Gästeblock und schließlich die Halbzeit-Tombola versüßten die Exkursion nach Mecklenburg.
Zum Auftakt 2019 gastierte Civas Gang in Bautzen. Zweieinhalb Stunden Fahrt trennen Babelsberg und die historische Altstadt an der Spree. Ein kurzer Abstecher in die durch Senf und Knast berühmt gewordene Metropole der ostsächsischen Oberlausitz war bei bestem Frühlingswetter obligatorisch. Der Auftakt zur Abschiedstour des Teenie-Schwarms war mit einigen Überraschungen gespickt. Erstens darf seit Bautzen nie wieder jemand über die Musik-Auswahl im Karli meckern und zweitens hielt die Startelf einige Neuerungen bereit.
Zum dritten Februar-Wochenende ist Frühling in Babelsberg angesagt. Nachdem der Auftakt ins neue Spieljahr 2019 gegen den BAK im Karli wegen gefrorenem Geläuf noch abgesagt werden musste, steht bei 12 Grad und Sonnenschein der Auswärtsbegegnung in Bautzen mutmaßlich nichts im Wege. Ok, einsetzende Schneeschmelze im Lausitzer Bergland könnte die Spree zum reißenden Hochwasser treiben und die Sportanlage Müllerwiese überfluten. Doch wir wollen nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen.
Es ist noch nicht allzu lange her, da überraschte Archibald Horlitz die Mitglieder des SVB mit der Ankündigung gravierender Veränderungen beim SVB. Wie die Babelsberger Stadionzeitung NULLDREI berichtete, stellte der Vorstandsvorsitzende des SVB bei der Mitgliederversammlung Ende Juni 2018 Reformen der Vereinsstruktur in Aussicht und kündigte zudem seinen Rückzug aus dem Vorstandsamt zum Ende September 2018, spätestens aber zum Ende des Jahres 2018 an.
Wieder einmal startete Nulldrei mit einer runderneuerten Equipe in die neue Spielzeit; es ist nach dem Abstieg aus der Dritten Liga die sechste Runde in Folge in der viertklassigen Regionalliga. Zuletzt gelang trotz erheblicher Personalrotation zweimal Platz 5. Vor dem Saisonstart herrschte in Babelsberg dennoch - und wie meistens etwas defätistisch - die Sorge, dass es wohl gegen den Abstieg gehen würde. Vier Spieltage sind rum und die Propheten des Untergangs wandeln sich fast zu Aufstiegseuphoristen. So dramatisch muss man die Szene nicht malen, aber gewinnen macht definitiv mehr Spaß als verlieren.
In den letzten fünf Jahren war fast schon traditionell für den SVB im Poststadion nichts zu holen. Ein mageres Pünktchen sprang auswärts in fünf Regionalliga-Vergleichen mit dem Klub aus Moabit heraus. Der letzte Auswärtssieg gelang in der Oberliga 2004/05, Torschütze war am 19.03.2005 Karim „The Dream“ Benyamina. Doch diesmal war alles anders! Mit 5:0 fegte unsere Mannschaft den gastgebenden BAK, der letzte Saison Dritter war und zu den Staffelfavoriten gezählt wird, vom eigenen Platz.